Christina Grätz
Nagola Re GmbH
- Sitz: Jänschwalde
- Gründungsjahr: 2011
- Branche: Biotechnologie, Naturschutz
- (Wieder-)Herstellung seltener Lebens- und Naturräume, Biotope
- Regiosaatguterzeugung, Mahdgut- und Oberbodenübertragung
Laudatio
Sehr geehrte Damen und Herren,
heutzutage ist der Begriff der Nachhaltigkeit in aller Munde: kein Projektantrag, kaum ein Investitionsvorhaben und wenige politische Reden kommen ohne eine Bezugnahme auf Nachhaltigkeit aus.
Ich bin keine Politikerin, sondern Unternehmerin: Wenn ich heute von Nachhaltigkeit spreche, liegt es daran, dass auf wenige Unternehmerinnen der Begriff so zutrifft, wie auf die diesjährige „Unternehmerin des Landes Brandenburg“.
Das Unternehmerinnentum wird ihr beinahe schon in die Wiege gelegt: zumindest die männlichen Mitglieder arbeiten seit Generationen im Familienbetrieb. So lernt sie früh, was Selbstständigkeit mit sich bringt: Viel Arbeit, aber auch viel Freiheit – und vor allem eins: ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl.
In die Wiege gelegt wird ihr auch die Liebe zur Natur: naturverbunden aufgewachsen lernt sie die Achtung vor den Tieren und vor den Pflanzen gleichermaßen. Das bedeutet für sie, nicht nur Flora und Fauna sondern auch die Menschen in ihrer Vielfalt und jeweiligen Einzigartigkeit zu akzeptieren.
Doch der Mensch stört leider oft die Harmonie von Flora und Fauna; dies gilt besonders dann, wenn es um die Versorgung mit Energie geht: Der Braunkohlenbergbau nahm – insbesondere in der DDR, aber zum Teil bis heute, in Ost und West – nur wenig Rücksicht, auf die Natur wie auf gewachsene Kulturlandschaften mit ihren teils jahrhundertealten Siedlungen.
So ist für unsere heutige Preisträgerin ein Ereignis, in ihrer ansonsten glücklichen Kindheit, einschneidend und prägend bis heute: die Abbaggerung ihres Heimatortes
Radeweise für den Braunkohletagebau Welzow-Süd Mitte der 80er Jahre.
Das Biologiestudium direkt im Anschluss an das Abitur erscheint dann nur folgerichtig. Gefragt nach dem Ziel des Studiums, antwortet sie: „die Kippen in der Lausitz zum Blühen bringen oder den Regenwald retten“
Während des Studiums bringt sie zwei Kinder zur Welt und arbeitet im Anschluss an die Elternzeit in einem Ingenieurbüro: eine Aufgabe dabei ist es, die Vegetation in Feuchtgebieten im Umfeld von Tagebauen zu beobachten.
Sie wird beauftragt, Renaturierungsflächen zu begrünen; lernt Techniken kennen, mit denen beispielsweise neuer Kulturboden auf Bergbaufolgeflächen entsteht:
Nachdem sie so eines ihrer Studienziele – die Braunkohlekippen zum Blühen zu bringen – erreicht hatte, kommt ihr der Gedanke, dass sich das Prinzip nicht nur im Bergbau sondern auch bei anderen Großprojekten (z. B. Deichbau, Straßenbau) anwenden ließe.
Das beflügelt im Jahr 2011 ihren Entschluss zur Existenzgründung – in turbulenter Zeit, mit kleinem, mittlerweile dritten Kind. Seither ist sie mit ihrem Unternehmen im ganzen Land unterwegs und bleibt doch heimatverbunden: Ihr Unternehmen hat sich erfolgreich auf dem Markt positioniert: die mittlerweile 10 Festangestellten von Nagola Re schreiben biologische Gutachten, etablieren seltene Lebensräume und Arten, retten Pflanzen vor Baumaßnahmen und siedeln sogar Ameisennester um; sie tragen so dazu bei, größere Baumaßnahmen ein Stück umweltverträglicher zu machen; auch die Produktion von Wildpflanzensaatgut gehört zum Portfolio.
Nagola Re kooperiert mit verschiedenen Institutionen und gibt so ein herausragendes Beispiel, wie Naturschutz und Innovation Hand in Hand gehen können.
Meine Damen und Herren, es ist mir heute eine besondere Ehre und Freude zugleich, gewissermaßen den Staffelstab zu übergeben an die „Unternehmerin des Landes Brandenburg 2016“
Christina Grätz! Meine Herzlichen Glückwünsche!
Laudatorin: Dagmar Köhler-Repp, Unternehmerin des Landes Brandenburg 2014